26.05.2016

In der Schreinermühle gehen die Uhren anders

Anlässlich der "Woche der Pflege" hat der Kollnburger Gemeinderat in der Schreinermühle getagt. Einrichtungsleiterin Petra Stiedl stellt Haus und Pflegekonzept vor.

Anlässlich der „Woche der Pflege“ hat der Kollnburger Gemeinderat in der Pflegeeinrichtung Schreinermühle getagt. Heimleiterin Petra Stiedl nutzte die Gelegenheit, dem Gremium das Haus näher vorzustellen.

Aus ihrem 30-jährigen Berufsleben könne sie viel über die Arbeit mit Behinderten, über die Sorgen und Nöte erzählen, erklärte Stiedl. Den 60 Bewohnern mit mittlerer bis schwerster Intelligenzminderung, die größtenteils keinerlei Kontakt zu ihren Angehörigen hätten, werde hier in einer 24-Stunden-Betreuung ein „Daheim“ geboten, bei dem der Mensch im Mittelpunkt stehe.

Möglich sei dies nur dank vieler Mitarbeiter aus allen sozialen Bereichen, die die Idee des Gründers Dr. Fritz Loew auf eine dezentrale und gemeindenahe Integration und eine ganzheitliche Betreuung verinnerlicht hätten. Ihnen sei stets bewusst, dass selbst der geistig Schwächste selbstbestimmte Entscheidungen treffen könne, wenn auch auf einer anderen Ebene. Im Haus seien alle per du, hier schaue jedes Zimmer anders aus, es seien zwei Katzen im Haus und jeder Bewohner habe einen Bezugsbetreuer, zu dem er eine besonders innige Verbindung aufbaue. Und wie in einer richtigen Familie dürfe jeder so lange hierbleiben, wie es medizinisch und pflegerisch möglich sei, bis zum Tod, wobei selbst das Sterben oftmals noch begleitet werde.

„Bei uns laufen die Uhren anders und gelten andere Gesetze“, betonte Stiedl. Abläufe wie etwa im Altersheim seien hier undenkbar. Man wolle den Bewohnern ein Zuhause ohne große Bevormundung oder unnütze Regelungen, eine Pflege und Betreuung rund um die Uhr und eine sinnvolle Freizeitgestaltung bieten, selbst wenn die Bedürfnisse des Einzelnen manchmal schon etwas skurril seien. Jeder solle sich hier wohlfühlen und jeden Tag einen schönen Tag haben.

Die Pflegebedürftigen bräuchten Menschen, nicht Noten, und deshalb werde das Personal auch nicht nach dem Zeugnis ausgewählt, sondern danach, ob jemand wirklich dazu bereit ist, auf Augenhöhe mit den Heiminsassen zu arbeiten. Dafür würden die Mitarbeiter dann aber auch mit einem ständigen Geben und Nehmen in häuslicher Atmosphäre belohnt.   

(Quelle: pnp vom 26.05.2016)


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